H. Vieth bezog die Kinder in die spannende Welt der Geschichte unserer Hansestadt unmittelbar ein. Selbst ist auch er erfahrener Zeitzeuge und ehemaliger Lehrer und weiß noch genau, wie der stattliche Trompetenbaum (Catalpa) auf der Verkehrsinsel der Grindelallee 1950 gepflanzt wurde. Zwischen Abgasen und Autolärm steht dieses prachtvolle Exemplar immer noch. Der Anblick der Catalpa ist zu jeder Jahreszeit etwas besonderes. Mit den Schoten, die wie Bohnen herabhängen, vom Frühjahr bis Herbst mit Elefantenohr-Blättern und im Juni mit einem Meer aus tromptenförmigen, strahlend weißen Blüten. Den stolzen Stammumfang von 4,45 Meter maßen die Schüler*innen selbst. Eine bedeutende alte Sehenswürdigkeit mit haushohen 15 Metern Richtung Himmel. Dazu speichert der hölzerne Körper tonnenweise Co2. Welche Dienste erweisen uns solche gewachsenen Holzriesen noch?
Der Autor über Hamburgs alte Baumwelten lieferte uns die Antworten. Bodenfruchtbarkeit, Stabilisierung des Wasserhaushaltes, Produktion von Sauerstoff, Filter von Schadstoffen, Wind- und Lärmschutz, Lebensraum für Vögel, Insekten und Säugetiere. „Twietetwiet”, zwitscherte es über den Köpfen der Kinder, die Kohlmeise flötete munter.
Ist gewachsenes Leben in Geld zu messen? Der volkswirtschaftliche Wert eines 50jährigen Baumes beträgt in Deutschland wohl bis zu 270.000 Euro.
Doch wie kann dieser Wert aus ideeller Sicht bemessen werden? Als Ursprung grünender und blühender Schönheit, Augenweide, Freude und Quelle der Erholung?
Weiter führte der Weg vorbei an den Grindelhochhäusern, hin zu einem 300 Jahre alten Prachtexemplar. Die Stieleiche im Innosencia Park. Den Blick in die knorrige Krone gerichtet, bestaunten die Schüler*innen die schroffe Rinde, den dicken, starken Stamm. Sieben beidseitig ausgestreckte Armlängen brauchte es, um den Baum zu umschließen. Beim Wettrennen um die Eiche und gemeinsamen Spiel, genossen die jungen Entdecker*innen den, nach Papst Innozenz IV benannten, Park. Die älteste, eine von damals dreizehn, letzte verbliebene Zeitzeugin ihrer Art. Die Kinder fragten sich, was wohl passiert, wenn weitere Holzriesen in den nächsten Jahren fielen? Wo wachsen die nächsten Baumgenerationen? Was bedeutet der Klimawandel?
Gedanklich tat sich den Kindern ein Kontrast auf. Bedeuten versiegelte Oberflächen Zukunft? Die Natur wird uns überleben, so Harald Vieth. Die Erde, die Natur nimmt sich, bzw. hat die Zeit zum Wachstum. Wir? Schaffen wir letztendlich ein Umdenken? Mehr Grün in der Stadt, weniger Autos? Begriffe wie Waldbaden existieren bereits, doch erleben wir fortlaufend Lärm-, Abgas- und Betonbaden. Die Wichtigkeit der Bäume ist uns allen klar.
Die Kinder vertrauen auf ihre Zukunft. Als Organisatorin zu naturpädagogischen Angeboten und segelnde Umweltaktivistin glaube ich gemeinsam mit den Heranwachsenden an die Liebe zur Natur und all ihre Lebewesen. Wir entdecken in allen Problemen Lösungen und Handlungsmöglichkeiten. Zusammen mit dem Baumexperten war es eine kulturgeschichtliche Führung mitsamt neuen Erkenntnissen. Ferien mit Bewegung, Bildung und Lust auf mehr Grün. Für graue Tage ein spannender Filmtipp von unseren Kindern „Das geheime Leben der Bäume” (von Peter Wohlleben) und für alle Buchliebhaber*innen mit Interesse an der Baumwelt gibt es die Bücher zu Hamburgs grünen Sehenswürdigkeiten unter: www.viethverlag.de.
„Die beste Zeit einen Baum zu pflanzen, war vor zwanzig Jahren. Die nächstbeste Zeit ist jetzt.” (Sprichwort aus Uganda).
Eure Peggy Engelmann (peggymerkur.blog)